Ein Einfamilienhaus aus dem 3D-Drucker? Was bis vor ein paar Jahren nur eine Vision war, ist nun bewohnbare Wirklichkeit. Die Technologie könnte nicht nur eine umweltfreundliche Alternative zu traditionellen Bauverfahren sein, sondern auch eine Chance für den sozialen Wohnungsbau.
Wohnungsmangel ist ein globales Problem und veranlasst immer mehr Unternehmen, Architekten und Stadtplaner, konventionelle Ansätze des Bauens zu überdenken. Um bezahlbaren Wohnraum für mehr Menschen bereitzustellen, könnten 3D-Druck-Häuser eine nachhaltige Lösung sein. Die Technologie macht in den letzten Jahren große Fortschritte und bietet gegenüber klassischen Verfahren viele Vorteile.
Gerade einmal 6.000 US-Dollar kostet ein bezugsfertiges Eigenheim der texanischen Baufirma ICON. Möglich wird dieser Immobilienpreis durch die computergesteuerte Fertigung aus dem 3D-Drucker. Die Technologie vereinfacht die Planung, verkürzt die Bauzeit und verringert so die Kosten für den Hausbau erheblich.
In zwölf bis 24 Stunden baut eine eigens entwickelte Maschine ein einstöckiges 3D-Druck-Haus, das auf 60 bis 80 Quadratmetern Platz für ein Wohn- und Schlafzimmer, ein Bad sowie eine Veranda bietet.
Im Gegensatz zu anfänglichen Bauprojekten aus dem 3D-Drucker – beispielsweise des chinesischen Vorreiters WinSun – kann ICON das Mauerwerkt aus Zement direkt vor Ort drucken. Die Maschine bewegt sich dabei auf einem skalierbaren Schienensystem und könnte somit auch für Bauvorhaben auf größerer Fläche genutzt werden.
Mit Unterstützung der gemeinnützigen Organisation New Story möchte ICON nun bis Ende des Jahres in El Salvador die weltweit erste 3D-gedruckte Siedlung bauen. In mehr als 100 Häusern aus dem 3D-Drucker sollen bedürftige Familien ein neues, bezahlbares Zuhause finden.
Hierzulande entsteht das erste Haus aus dem 3D-Drucker im westfälischen Beckum. Das zweistöckige Gebäude aus Beton soll planmäßig im März 2021 fertiggestellt werden und Vorbildcharakter für ähnliche Bauprojekte in Deutschland haben. Nachdem es zunächst für anderthalb Jahre als Musterhaus der Öffentlichkeit zugänglich sein wird, können im Anschluss die ersten Mieter einziehen.
Geplant ist ein ganzes Quartier dieser 3D-Druck-Häuser in Beckum.
Trotz der Ressourcen- und Zeiteinsparungen durch das 3D-Druckverfahren sind die Kosten für den besonderen Bau bislang noch nicht absehbar. Das NRW-Bauministerium erhofft sich Erfahrungen, die beispielgebend für die gesamte Baubranche sind, und fördert das Pilotprojekt deshalb mit knapp 200.000 Euro.

Generell ist der ressourcenschonende Materialeinsatz ein großer Pluspunkt des 3D-Drucks. Besonders nachhaltig ist diese Technologie allerdings, wenn sie konventionelle Baustoffe wie Beton und Glas durch neuartige, ökologischere Materialen ersetzen kann. Genau daran arbeitet aktuell ein Unternehmen aus Italien.
Anfang Oktober 2018 präsentierte die Firma WASP ihr erstes 3D-gedrucktes Modellhaus aus rein natürlichen Rohstoffen.
Das Öko-Haus nutzt für die tragende Konstruktion eine Mischung aus Rohboden, Kalk sowie Stroh- und Pflanzenfasern aus der Reisproduktion. Aus diesem biologisch abbaubaren Materialmix druckte eine Maschine ein leichtes, thermisches Mauerwerk, das sowohl hinsichtlich der Energieeffizienz als auch Wohngesundheit höchsten Kriterien entsprechen soll.
Der Prototyp vom 3D-Druck-Haus war innerhalb von zehn Tagen fertig. Die Materialkosten für 30 Quadratmeter Wand mit einer Dicke von 40 Zentimetern lagen bei lediglich 900 Euro.
Das New Yorker Start-up AI Spacefactory hat mit dem Design und Material ihres 3D-gedruckten Hauses TERA bereits die NASA überzeugt. Sie haben einen komplett recycelbaren Bio-Kunststoff entwickelt, der aus natürlichen Rohstoffen der Umgebung gewonnen werden kann – nicht nur auf der Erde, sondern zum Beispiel auch auf dem Mars.
Der Entwurf für das ovalförmige Haus aus dem 3D-Drucker entstand im Rahmen eines Wettbewerbs, bei dem die NASA Lösungen für den Bau bewohnbarer Lebensräume im Weltraum suchte. Die Technologie der Gewinner soll nun zunächst auf der Erde getestet werden. Seit März 2020 können Wanderer in den Wäldern des Bundesstaates New York das Fundament für das futuristische 3D-Druck-Haus am Hudson River entdecken und künftig sogar eine Übernachtung buchen.

Trotz der rasanten Fortschritte ist noch viel zu tun, bis die 3D-Drucktechnologie konventionelle Verfahren der Bauindustrie ablösen kann. Theoretisch könnten künftig aber nicht nur Innen- und Außenwände aus dem 3D-Drucker kommen, sondern auch Bauteile wie Abflussrohre, Badewannen oder Waschbecken.
Damit würden sich die Kosten für den Hausbau weiter verringern – und der Traum vom eigenen Haus könnte für mehr Menschen Wirklichkeit werden.
Bei Fragen oder Unterstützung zum Additiven Bauen dürfen Sie uns gerne unter zoeller@thueringen40.de kontaktieren.
Autor: Steffen Zöller
Quelle: G-PULSE Deutschland