Chancen und Risiken für Arbeitnehmer/innen und Arbeitgeber/innen
Home-Office, häufig auch bekannt unter „Teleheimarbeit“ oder „e-Work“, gewinnt heutzutage immer mehr an Bedeutung und Zuspruch. Arbeitnehmer/innen haben zu Hause Ihren Arbeitsplatz eingerichtet und verrichten ihre berufliche Tätigkeit via digitalen Tools. Grundsätzlich wird in Deutschland zwischen zwei Arten des Home-Office unterschieden: Bei der heimbasierten Telearbeit führen Mitarbeiter alle Tätigkeiten von zu Hause aus. Im Gegensatz dazu arbeiten Arbeitnehmer bei der alternierenden Telearbeit sowohl von zu Hause als auch präsent im Unternehmen. Das Verhältnis beider Arbeitsorte sollte vertraglich geregelt sein, wobei zu beachten ist, dass aktuell noch kein gesetzlicher Anspruch auf Home-Office in Deutschland existiert.
Vor- und Nachteile für Arbeitnehmer/innen:
Für Arbeitsnehmer/innen können sich viele nennenswerte Vorteile aus der Arbeit im Home-Office ergeben. Neben einer flexiblen Arbeitszeiteinteilung und damit einer besseren Freizeiteinteilung fallen für den/die Mitarbeiter/in ggf. lange Fahrtzeiten zum Unternehmen weg. Stressbelastungen durch Staus, verspätete öffentliche Verkehrsmittel oder auch extreme Wetterbedingungen können vermieden werden. Diese Zeitersparnis kann sich positiv auf die Motivation von Arbeitnehmenden auswirken. Zudem spricht Ruhe und Selbstbestimmung für die Arbeit von zu Hause. Arbeitnehmer/innen können ihrer Berufstätigkeit ungestört und konzentriert nachgehen und werden nicht durch Bürogeräusche wie etwa Unterhaltungen von oder mit Kollegen/innen abgelenkt. Gerade in einem Großraumbüro sollte dieser Geräuschpegel nicht unterschätzt werden. Die volle Konzentration auf die Arbeit kann außerdem im Home-Office begünstigt werden, da der/die Arbeitnehmer/in auch weiteren Bedingungen wie stickiger Raumluft oder Krankheitserregern durch angeschlagene Mitarbeiter/innen nicht ausgesetzt ist.
Doch Home-Office bringt auch nicht außer Acht zulassende Risiken mit sich. Denn wer zu Hause arbeitet, hat in dieser Zeit keine persönlichen, sozialen Kontakte. Der/die Arbeitnehmer/in erhält nur bedingt betrieblich interne Informationen. Die soziale Isolation kann im Einzelfall zu großer Unzufriedenheit führen. Zudem bieten sich zu Hause einige Ablenkungsfaktoren, wie Haushalt, Kinder oder private Termine. Es bedarf einer hohen Eigenverantwortung und Selbstdisziplin, sich nicht von äußeren Einflüssen ablenken zu lassen. Auch technische Probleme können eine Herausforderung in der Heimarbeit darstellen, denn deren Behebung kann einen höheren Aufwand bedeuten. Für eine effiziente Heimarbeit ist es unabkömmlich, privates und berufliches voneinander zu trennen. Es ist daher ratsam, die Arbeit zu Hause in einem abgetrennten Raum zu verrichten, sonst besteht die Gefahr, das Gefühl zu wecken, keinen richtigen Feierabend machen zu können und ununterbrochen über die Arbeit nachzudenken. Adäquate Pausen sind weitestgehend analog zur Arbeit im Unternehmen auch zu Hause einzuhalten.
Vor- und Nachteile für Arbeitgeber/innen:
Auch für Arbeitgeber/innen kann das Home-Office der Mitarbeiter/innen entscheidende Vorteile bringen. So kann davon ausgegangen werden, dass die Interessen der Arbeitsnehmer/innen verfolgt werden und diese durch deren Zufriedenheit zusätzlich an das Unternehmen gebunden werden können. Das Unternehmen erhält ein innovatives und modernes Image. Ist der/die Mitarbeiter/in zufrieden, ist er/sie motiviert, engagiert und produktiv. Eine ruhige und ungestörte Umgebung bedeutet letztendlich, dass Tätigkeiten gegebenenfalls zügiger und qualitativ hochwertiger verrichten werden können.
Für die Heimarbeit spricht zudem, wie bereits beim Arbeitnehmer/in erwähnt, der durchschnittlich geringere Arbeitsausfall. Es ist nicht zu unterschätzen, dass in Großraumbüros die Ansteckungsgefahr für Krankheiten signifikant höher ist als die eines/einer Mitarbeiters/in, der/die von Hause aus arbeitet. Oft kann mit einer leichten Erkältung auch im Home-Office noch gearbeitet werden. Arbeitnehmer müssen sich nicht bereit erklären, in diesem Zustand noch einen stressigen Arbeitsweg auf sich zu nehmen.
Das Unternehmen kann mit der Gewährleistung einer heimbasierten Telearbeit auch nennenswerte Kosten sparen. Es sind an dieser Stelle die Ausgaben für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes im Unternehmen zu erwähnen. Zwar sollten dem/der Arbeitnehmer/in notwendige Systeme für zu Hause zur Verfügung gestellt werden, jedoch haben Arbeitgeber eventuell keine Kosten für Einrichtungsgegenstände, wie Schreibtische, Stühle und sonstige Ausrüstung. Auch die prozentualen Kosten für Miete, Heizung oder auch ggf. Getränke und Lebensmittel können eingespart werden, wenn die Mitarbeiter nicht im Unternehmen präsent sind.
Doch die Arbeit im Home-Office birgt auch Gefahren für Arbeitgebende, da der kontrollierende Einblick in die Arbeitsweise der Angestellten fehlt. Ein gewisses Vertrauen an die Arbeitsleistung ist eine Grundvoraussetzung. Daneben ist auch zu bedenken, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, sich zu Hause ein abgetrenntes Arbeitsumfeld einzurichten. Durch Home-Office könnte neben der sinkenden Identifikation der Arbeitnehmenden mit dem Unternehmen auch der Fall eintreten, dass sich diese mehr und mehr zur Selbstständigkeit entwickeln und sich vom Unternehmen lösen.
Zudem müssen sich Arbeitgeber/innen mit dem Thema Datensicherheit auseinandersetzen, denn diese muss auch in der Heimarbeit gewährleistet sein. Passend zur Thematik haben Wir mit einem Experte für IT-Sicherheit im Home-Office der Firma Enginsight GmbH aus Jena wichtige Fragen klärt. Hier geht es zum Experteninterview: https://thueringen40.de/it-sicherheit-im-home-office/
Autorin: Vanessa Walter
Weiterführende Links und Literatur:
- https://www.arbeitsrechte.de/home-office/
- https://www.springerprofessional.de/personalmanagement/gesundheitspraevention/homeoffice-steigert-die-produktivitaet/15784342
- Fraunhofer IAO; Bauer, Wilhelm (Hrsg.) (2018): Office Analytics, Erfolgsfaktoren für die Gestaltung einer typbasierten Arbeitswelt
- Domenig, Pascal (2016): Homeoffice-Arbeit als besondere Erscheinungsform im Einzelarbeitsverhältnis
- Laura Bruckner, Simon Werther, Moritz Hämmerle, Bastian Pokorni, Maik Berthold (2018): Arbeit 4.0 aktiv gestalten; Die Zukunft der Arbeit zwischen Agilität, People Analytics und Digitalisierung