Team von Migohead aus Erfurt zeigt seine Produkte in die Kamera

migohead GbR aus Erfurt

Mit Otoplastiken aus Keramik setzt ein Erfurter Start-up für seine Kund:innen neue Maßstäbe in der Hörakustik.

Unternehmensgeschichte und -philosophie

Migohead vereint Innovationsgeist, Nachhaltigkeit und interdisziplinäre Expertise aus Dentaltechnik und Hörakustik. Das 2021 gegründete Unternehmen von Flora Mirzoyan und Roman Golovkov hat sich auf die Entwicklung von maßgefertigten Ohrpassstücken (Otoplastiken) für Hörgeräte spezialisiert. Das Gründerpaar bietet mit seinen biokompatiblen Otoplastiken aus Keramik eine innovative Alternative zu herkömmlichen Materialien wie Kunststoff und Titan. Ihre Bestellungen erhalten sie von Hörakustiker:innen aus ganz Deutschland, welche die Otoplastiken dann in Verbindung mit einem passenden Hörgerät zum Einsatz bringen (B2B). Darüber hinaus arbeitet das kleine Start-up aus Erfurt an neuen Materialien wie Hochleistungspolymeren, um die Hörgeräteanpassung weiter zu optimieren. "Wir legen Wert auf Handarbeit und individuellen Austausch. Außerdem bieten wir über die Produkte aus Keramik hinaus eine hohe Materialvielfalt für unsere Kunden", betont Flora Mirzoyan.

Steckbrief

migohead GbR in Zahlen

Gründungsjahr: 2021

Mitarbeitende: 4

Branche: Hörakustik

Ort: Erfurt

Digitale Innovation

Roman Golovkov brachte bei der Entwicklung der Otoplastiken seine Erfahrung aus der Dentaltechnik ein. Keramik ist in der Branche weit verbreitet, wurde jedoch bisher kaum in der Hörakustik genutzt. Es zeichnet sich durch seine Biokompatibilität aus, was es ideal für Allergiker macht, da es keine Weichmacher oder potenziell schädlichen Zusatzstoffe enthält. Zudem ermöglicht die hohe Festigkeit des Materials die Herstellung von Otoplastiken mit dünneren Wänden, was den Tragekomfort erhöht und das Fremdkörpergefühl im Ohr minimiert.

Herstellungsprozess 

Der Produktionsprozess dieser Keramik-Otoplastiken umfasst mehrere Schritte:

  1. Ohrabformung: Zunächst wird eine präzise Abformung des Ohrs erstellt, entweder durch eine traditionelle Silikonabformung oder mittels moderner 3D-Scan-Technologie. Letztere bietet den Vorteil, auch komplexe Ohrformen exakt zu erfassen.
  2. Digitales Modellieren: Die gewonnenen Daten werden in ein 3D-Modell des Ohrs und des Gehörgangs umgewandelt. Mithilfe spezialisierter Software wird darauf basierend das Design der Otoplastik entwickelt, wobei individuelle anatomische Gegebenheiten berücksichtigt werden. Dabei sind auch die komplexen Eigenschaften des Herstellungsmaterials zu beachten. Migohead hat dafür einen patentierten Algorithmus entwickelt, der die Materialschrumpfung von Keramik während des Herstellungsprozesses präzise berechnet. "Dieser Algorithmus ermöglicht es, die digitalen 3D-Modelle der Otoplastiken so anzupassen, dass die endgültige Passform nach dem Brennen optimal ist", erklärt Roman Golovkov.
  3. Fertigung: Anschließend wird die Otoplastik aus einem Keramikblock mit hochpräzisen CNC-Fräsmaschinen herausgearbeitet. Dieses computergesteuerte Verfahren stellt sicher, dass die Otoplastik exakt den digitalen Vorgaben entspricht.
  4. Endbearbeitung: Nach dem Fräsen und einem Finish in Handarbeit wird die Otoplastik in einem speziellen Keramikofen bei etwa 850 Grad Celsius gebrannt, um die endgültige Festigkeit und Stabilität zu erreichen.

Vorteile

Ihr neuartiger Ansatz wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Innovationspreis Thüringen 2023 sowie dem Bundespreis 2024 für hervorragende innovatorische Leistungen für das Handwerk. Die Verwendung von Otoplastiken aus Keramik vereint mehrere Vorteile:

  • Biokompatibilität: Ideal für Allergiker, da anorganisch und leicht zu reinigen. 
  • Komfort: Dünnere Wandstärken, geringes Fremdkörpergefühl und unauffällige Optik. Die individuelle Anpassung sorgt für einen besseren Sitz als Standardlösungen aus Kunststoffen oder Metallen.
  • Individuelle Anpassung: Konturengetreue Handarbeit und vielseitige Farboptionen. 
Innovative Otoplastik aus Keramik - innovatives Produkt von Migohead aus Erfurt

Wir kamen als Quereinsteiger in die Branche und hatten großes Glück mit unseren Wegbegleitern.

Flora Mirzoyan

Inhaberin bei migohead

Herausforderungen

Das Gründerpaar Flora Mirzoyan und Roman Golovkov brachte durch ihre medizintechnische Ausbildung frischen Wind in die Hörakustikbranche. Nach der erfolgreichen Markteinführung war es notwendig, das Vertrauen potenzieller Kund:innen in ihren innovativen Ansatz zu gewinnen. Mittlerweile freut sich das Start-up über einen wachsenden Kundenstamm. "Die Navigation durch bürokratische Hürden ist für uns nicht immer leicht", betont Flora Mirzoyan. Der Gründungsprozess sei, auch dank der Unterstützung durch das Thüringer Zentrum für Existenzgründung unter Unternehmertum (ThEx) für das Gründerpaar, einfach gewesen. Die eigentliche Herausforderung sei eine Balance zwischen laufendem Betrieb und der Weiterentwicklung ihrer Produkte zu finden. "Aktuell investieren wir einen kleinen Teil unserer verfügbaren Kapazitäten in die Forschung. Das möchten wir gern ändern", erklärt die migohead-Gründerin. So sucht das Unternehmen derzeit nach nach strategischen Partnern aus der Medizintechnikindustrie, insbesondere Hörakustik und Dentaltechnik. 

Unterstützung durch ThEx Wirtschaft 4.0

Das Team von ThEx Wirtschaft 4.0 vernetzte das Unternehmen z.B. mit der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) und dem dort angesiedelten Accelerator-Programm TRIP. Migohead hat zur finanziellen Unterstützung seiner innovativen Projekte außerdem verschiedene Fördermittel in Anspruch genommen. Dazu zählen die Gründungsprämie, InnoInvest und der Digitalbonus. Die Gründungsprämie dient beispielsweise der Sicherung des Lebensunterhalts in der Vorgründungsphase und wird vom Freistaat Thüringen bereitgestellt.

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Kontakt

migohead Flora Mirzoyan & Roman Golovkov GbR
Nettelbeckufer 15
99089 Erfurt